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- Cliff Kürschner

Umweltfreundlicher Beton ist kein Allheilmittel

In der Diskussion über Nachhaltigkeit am Bau kommt häufig die Forderung nach sogenannten CO2-reduzierten Betonen auf – auch GWP-Betone genannt, weil sie ein niedriges Treibhauspotential (GWP, global warming potential) haben. Auf den ersten Blick verständlich, denn Beton ist verantwortlich für viele CO2-Emissionen. Blickt man genauer hin, wird klar: CO2-reduzierter Beton ist nicht zwangsläufig klimaneutral – auch, wenn das im öffentlichen Diskurs manchmal so dargestellt ist – aber klimafreundlicher. Bei der Herstellung von Beton entstehen viele CO2-Emissionen, besonders für die Produktion des Zements, dem Bindemittel im Beton: sowohl durch den hohen Energieverbrauch, um Zementklinker zu brennen, als auch durch eine dabei ablaufende chemische Reaktion, die den Großteil der CO2-Emissionen erzeugt. Wie klimafreundlich ein Beton in der Anwendung auf der Baustelle schlussendlich ist, lässt sich nur ermitteln, wenn man die CO2-Emissionen über den gesamten Bauprozess betrachtet.

Nicht jeder Beton ist gleich

Heutzutage ist es in der Praxis möglich, mit geeigneten Zementarten und -zusammensetzungen bis zu 50 Prozent der CO2-Emissionen einzusparen. Das hängt unter anderem davon ab, wie viel Klinker im Zement beigemischt wird und wie viel Zement ein Beton enthält. Allerdings gibt es in Deutschland noch keinen einheitlichen Referenzwert, mit dem alle CO2-reduzierten Betone verglichen werden können. Deshalb sollte vor dem Einsatz von CO2-reduzierten Betonen geklärt werden, welcher Referenzwert als Ausgangsbasis dient. Dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten wie den CSC-Hintergrundbericht CO2-Modul oder die offiziellen Umweltproduktdeklarationen (EPD) der Betone.

Außer den Klinkeranteil im Beton zu reduzieren, können Betonbauten umweltfreundlicher werden, indem weniger Beton verbaut wird, beispielsweise durch:

  • schlankere Betonbauteile
  • den Einsatz von Spannbeton-Hohlplatten oder von Verdrängungskörpern aus Kunststoff in Betonelementen
  • Holzhybridbauweise, die Beton teilweise durch Holz ersetzt

Jede Baustelle ist verschieden

Die Diskussion über klimafreundliche Betone ist oft sehr theoretisch, ohne die Situation vor Ort auf dem Bau zu berücksichtigen. Ob CO2-reduzierte Betone sich auf das gesamte Projekt bezogen sinnvoll einsetzen lassen, hängt von den jeweiligen Bedingungen und Anforderungen der Baustelle ab. Allerdings produzieren Betonwerke in den verschiedenen Regionen Deutschlands wegen lokal unterschiedlicher Verfügbarkeit von Zementarten mit unterschiedlichen Zusammensetzungen. Somit gibt es keinen deutschlandweiten Standardbeton. Sind CO2-reduzierte Betone im Umfeld einer Baustelle nicht verfügbar, kann es mehr CO2-Emissionen erzeugen, sie extra anzuliefern.

Je umweltfreundlicher, desto langsamer trocknend

Vor Ort auf dem Bau sind die Frisch- und Festbetoneigenschaften entscheidend. Denn je weniger Klinker ein Beton enthält und damit umweltfreundlicher ist, desto langsamer härtet er aus. Das bedeutet vor allem bei kalten Temperaturen, dass es lange dauert, bis ein Beton seine endgültige Festigkeit erreicht und Bauteams darauf weiterbauen können. Schlussendlich sollte der Einsatz von GWP-Betonen für jede Baustelle individuell abgewogen werden. Bei WOLFF & MÜLLER ermitteln Betoningenieure gemeinsam mit den Bauherren die für jedes Projekt geeignete Lösung.

GWP-Betone im Einsatz bei WOLFF & MÜLLER

Momentan baut WOLFF & MÜLLER mit CO2-reduziertem Beton beim Bürohochhaus Upbeat in Berlin für die CA Immobilien Anlagen AG, dem Kreativquartier in Potsdam für die ASSIDUUS Development GmbH und die Glockenweiß GmbH sowie dem UmweltHaus Nürnberg der UmweltBank AG. Erfahrung mit der Holzhybridbauweise, um weniger Beton zu verwenden, sammelt WOLFF & MÜLLER beispielsweise beim Bau des Bildungshauses NeckarPark in Stuttgart.

CO2-Emissionen in der Baubranche lassen sich nicht nur durch bewussteren Einsatz von Beton reduzieren, sondern auch in anderen Bereichen. So baut WOLFF & MÜLLER schon seit 2010 CO2-neutral und nutzt dafür ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien.

„GWP-Beton ist nicht automatisch gleich GWP-Beton."

Weitere Verantwortung

Klimafreundliche Baustoffe sind zudem nur ein Aspekt nachhaltigen Bauens und Wirtschaftens. WOLFF & MÜLLER übernimmt als Familienunternehmen Verantwortung für vier Anspruchsgruppen: Kunden, Mitarbeiter, Baupartner sowie Umwelt und Gesellschaft. In unserem jährlichen Nachhaltigkeitsbericht dokumentieren wir unsere Aktivitäten für jede dieser Gruppen. Schon unser Firmengründer Gottlob Müller wusste, dass wirtschaftliche Unternehmensführung und verantwortungsvolles Handeln eng zusammengehören. Mit dem Gottlob-Müller-Prinzip haben wir diese Haltung und Arbeitsweise fest im Unternehmen verankert.

Cliff Kürschner

Autor: Cliff Kürschner

Geschäftsführer der Sparte Hoch- und Industriebau bei WOLFF & MÜLLER

Teilen Sie Ihre Erfahrung und Meinung mit uns! Wir freuen uns auf Anregungen, Fragen und Austausch per Mail an magazin@wolff-mueller.de 

 

Quelle Titelfoto: WOLFF & MÜLLER Ingenieurbau GmbH

#beton #bauenmitbegeisterung #nachhaltigkeit #nachhaltigesbauen #CO2 

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